Geht es in der Finanzberatung um Absicherung, Vorsorge oder Vermögensplanung, möchten viele Verbraucher genauer definieren, worin sie ihr Geld investieren – beispielsweise nur oder überwiegend in Unternehmen, die nachhaltige oder soziale Ziele verfolgen. Um solche Nachhaltigkeitspräferenzen bei der Finanzanalyse eines Privathaushaltes gezielt abzufragen, können Finanzberater künftig einen Leitfaden nutzen. Darauf verweist das Deutsche Institut für Normung (DIN).
Anhand der Ergebnisse ließen sich Finanzprodukte auswählen, die ökologische oder soziale Aspekte entsprechend mehr oder weniger stark gewichten. Der Leitfaden ist ab sofort Teil der DIN 77230 „Basis-Finanzanalyse für Privathaushalte“, lässt sich aber auch losgelöst von der Norm anwenden. Entwickelt haben ihn die im zuständigen DIN-Arbeitsausschuss tätigen Experten von Banken, Versicherungen, Maklerbüros, aus der Vermögensverwaltung und von weiteren Institutionen. Die erweiterte Norm zahlt damit auf die ab 2. August 2022 gesetzlich geltenden Vorgaben ein: Anlässlich des EU-Aktionsplans „Finanzierung nachhaltigen Wachstums“ ist es mit der Änderung der MiFID-II Richtlinie verpflichtend, in der Anlageberatung die Nachhaltigkeitspräferenzen von Kunden abzufragen.
Der Leitfaden – auch als ESG-Modul (Environment, Social, Governance) der DIN 77230 bezeichnet – soll Verbraucher vor manipulativer Abfrage schützen und ihnen ermöglichen, ihre Nachhaltigkeitspräferenzen anhand standardisierter Bewertungskriterien klar zu definieren. Berater profitierten von seiner einfachen und zugleich flexiblen Anwendbarkeit: Mittels eines Abfrageschemas mit sieben Fragen werden die Nachhaltigkeitspräferenzen erfasst, je nach Antwort leite das Schema zu passenden Folgeschritten weiter. Erläuterungen zu den wichtigsten Fragen sowie zur Ergebnisdarstellung runden das ESG-Modul ab, sodass Finanzberater für das Gespräch optimal vorbereitet sind. „Nachhaltiges Handeln und soziales Engagement sind vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern auch in Bezug auf ihre Finanzthemen wichtig“, sagt Dr. Klaus Möller, Vorstand des DEFINO Institut für Finanznorm und Obmann des Normausschusses, der die DIN 77230 erarbeitet hat. „Mit dem Leitfaden tragen wir dazu bei, diese Aspekte in der Finanzberatung standardisiert und transparent zu berücksichtigen.“
An der Erarbeitung des ESG-Moduls der DIN 77230 waren eine Vielzahl an Experten aus renommierten Unternehmen der Branche, Verbraucherschützer und Wissenschaftler beteiligt. Das Modul wurde im Konsens verabschiedet. (DFPA/mb1)
Das Deutsche Institut für Normung e. V. (DIN) ist die unabhängige Plattform für Normung und Standardisierung in Deutschland und weltweit.